Sonntag, 19. Juli 2009

Fjordnorwegen 2009

Immer wieder zieht es mich nordwärts. Diesmal will ich versuchen endlich mal die Mitternachtssonne am Nordkapp zu erleben.

Samstag 18. Juli 09

Endlich Ferien. nach einigen strengen Wochen mit vielen Nachtschichten geht es am Nachmittag los Richtung Norden. Hier in der Schweiz regnen die Wolken um die Wette und auch für Oslo ist Regenwetter angesagt. Erfolglos versuche ich am Flughafen Zürich den Blog zu starten, das ganze WLAN ist abgestürzt. Mit der Swiss komme ich pünktlich um 17:05 in Oslo an. Nachdem endlich auch mein Gepäck auf dem Band liegt, eile ich zur Autovermietung und stehe vor verschlossenem Schalter, obwohl ich meine Flugnummer angegeben habe. Ein Miterbeiter von der Konkurenz erbarmt sich meiner und so komme ich doch noch zu einem Auto. Mit einer Stunde Verspätung gehts los auf der E6 gen Norden. Auch ein leichter Nieselregen kann der wunderbaren nordischen Landschaft nichts anhaben. Ich geniesse die Abendstimmung und schlage bei Lillehammer mein Zelt am See auf. Noch ein Schwedisches Bier bei 2 Holländern geniessen und ein Bad im See beschliessen den Tag.

Sonntag 19. Juli 09 Lillehammer

Der Himmel ist wolkenverhangen, doch es regnet nur ganz selten, aber es ist wärmer als in der Schweiz. Gestern Abend um 22:00 war es noch 20° warm. Kurz vor Trondheim läutet das Telefon und Josef aus Island gibt mir noch einen Reisetipp. Um 18 Uhr besuche ich einen englischen Gottesdienst im imposanten Nidarosadom. Die Suche nach einem Cafe mit WLAN artet zu einer Schnitzeljagd aus, aber so lerne ich die einheimische Beizenkultur kennen. Spätabends will ich noch ein paar km fahren, denn der Weg zum Nordkapp ist noch weit. Ich folge immer der E6 und werde dann auf dem Rückweg den Einten und Anderen Abstecher machen.

Montag 20. Juli 09 Trondheim

Immer im Norden stellt sich die Frage, wann hört ein Tag auf, wann beginnt der Neue. Gestern ist es ein wenig später geworden. Pünktlich zum Sonnenaufgang um 4 Uhr habe ich mein Zelt aufgeschlagen. Die Abendstimmung war so wunderbar, dass ich einfach nicht genug kriegen konnte. Einen ersten Vorgeschmack auf die Mitternachtssonne? Die Sonne scheint und der Norden ruft. Bei wunderbarem Wetter überquere ich den Polarkreis. Bei meinen früheren Reisen waren die Berge stets Wolkenverhangen, ich habe jedenfalls nicht so viele "Höger" im Gedächtnis. Fjordnorwegen zeigt sich von seiner besten Seite. Nach jeder Kurve ein neuer wunderbarer Ausblick. Ich Fotografiere bis die Kamera raucht. Als Zückerchen dann am Abend die Fährpassage vor Narvik.

Dienstag 21. Juli 09 Narvik

Eine kühle Nacht mit 1° Aussentemperatur liegt hinter mir. Wolken am Himmel, was macht das Wetter? Gegen Mittag zeigt sich aber wieder die Sonne. Wiederum stehen unzählige Fjorde auf dem Programm. Am Horizont sehe ich die Berge der Lofoten. Ich lasse sie aber links liegen, denn nächste Woche stehen sie auf der Wunschliste. In Alta gehe ich ins Hotel Nordlys einen Kaffe trinken und den Wetterbericht checken. Es sieht gut aus, ab Übermorgen ist am Nordkapp Sonne angesagt. Nun noch den Blog aktualisieren und dann habe ich Lust auf eine Pizza und bin damit voll im aktuellen norwegischen Trend. Ich bestelle eine "stor" Pizza, also eine Grosse, denn ein langer Tag macht Hunger, aber doch nicht so viel Hunger wie die norwegischen Pizzas.

Mittwoch 22. Juli 09 Alta

Nun nehme ich noch die letzten gut 200 km zum Nordkapp unter die Räder. Erst geht es über endlose Hochebenen und durch Flusstäler, bis dann bei Olderfjord die Strasse zum Nordkapp abzweigt. Die Vegetation wird immer spärlicher, Bäume und Sträucher verschwinden, aber immer noch säumen sattgrünes Gras und viele Blumen die Strasse. Es herrscht ein Bilderbuchwetter mit sattblauem Himmel und ich fiebere der Mitternachtssonne entgegen. Um 16 Uhr zieht ein Wolkenfeld vorüber. Werde ich heute die Mitternachtssonne sehen können? Auf dem Parkplatzt treffe ich einen Motorradfachrer aus Schwyz, der zu viert mit der Familie mit einem alten BMW Dnjepr Gespann unterwegs ist.

Donnerstag 23. Juli 09 Nordkapp

Um es kurz zu machen, gestern war nichts mit der Mitternachtssonne, nach 21 Uhr haben immer Wolken die Sonne verdeckt. Die Stimmung am Himmel war allerdings gewaltig und ich habe viele Fotos gemacht. Heute Abend werde ich es nochmals versuchen, die Mitternachtssonne auf den Film zu bannen.

Freitag 24. Juli 09 Nordkapp

So, ich habe die Mitternachtssonne im Kasten. Trotz mehr Wolken tagsüber konnte ich durch die Nacht jede Stunde eine Foto schiessen. Daraus werde ich dann ein Panorama erstellen. Auf dem Rückweg treffe ich noch einen dänischen Ladwirt, der mit Traktor und Wohnwagen zuim Nordkapp fährt. Langsam ziehen Wolken auf und ich fahre weiter. Jetzt auf der Rückreise habe ich ein wenig mehr Zeit. Ein erster Abstecher führt mich nach Hammerfest. Hoch oben vom Aussichtsrestaurant hat man eine wunderbare Rundsicht auf die Stadt und die Erdölraffinerie. Ich geniesse nochmals die karge Landschaft im hohen Norden. In Alta habe ich endlich wieder eine stabile Internetverbindung, so dass ich meine ersten Fotos hochladen kann.

Samstag 25. Juli 09 Alta

Ein weiteres Ziel im Norden, Tromsö lasse ich mir natürlich nicht entgehen. Abends hatte es noch viele Wolken und es sah nach einem Wetterumsturz aus, doch morgens treibt mich wieder die Sonne aus dem Zelt. So geniesse ich nochmals die Fjorde im Sonnenlicht. Tromsö liegt auf einer Insel und ist mit der berühmten Brücke mit dem Festland verbunden. Auch besteht ein Labyrintartiges Tunnelsystem mit Kreiseln, Parkhaus und einem Untermeertunnel. Ich bin jedenfalls nicht immer dort ans Tageslicht gekommen, wo ich es erwartet habe. In der Eismeerkathedrale besuche ich das Mitternachtskonzert.

Sonntag 26. Juli 09 Tromsö

Heute geht es hoch hinaus mir der Luftselbahn auf den Hausberg von Tromsö. Erst hier oben hat man den richigen Überblick über die ganze Stadt. Ein dunkelblauer Himmel wölbt sich über die blaue See. Inseln und Bergen runden das Bild ab. Friedlich liegt die Stadt unter mir und von der Einmeerkathedrale läuten die Glocken. Wenn Engel reisen, dann lacht der Himmel. Ich geniesse die Ruhe vor dem Touristensturm und ziehe gegen Mittag weiter. Unglaublich dieses Prachtswetter und immer wieder ein neuer Fjord. Berge und Meer so weit das Auge reicht. Bei Harstad stosse ich wieder auf die nächste grössere Stadt. Entlang den Fjorden suche ich nach einem Zeltplatz, der meinen Ansprüchen genügt. Um 21:01 sehe ich gerade noch die Fähre in Revsnes abfahren. Also mache ich aus der Not eine Tugend und Zelte auf der Wiese neben der Anlegestelle. Ein wunderbarer nordischer Abend. Ich sitze vor dem Zelt und geniesse mein Feierabendbier. Die Berge leuchten noch lange im Abendlicht.

Montag 27. Juli 09 Harstad

Was höre ich da? Regen! Frühmorgens fällt ein leichter Nieselregen auf mein Zelt und hört sich an wie ein veritabler Landregen. Doch bereits um 9 ist mein Zelt wieder trocken und auf der Fähre wagen sich die ersten Sonnenstrahlen hervor. Nun bin ich gespannt auf die Lofoten. In Sortland mache ich Pause und bummle durch die Stadt. Es klart auf und bald ist eitel Sonnenschein. Auf gehts nach Mebu, wo ich 5 Minuten vor Abfahrt der Fähre eintreffe. Eine schöne Überfahrt. Vor mir wie eine Wand die Bergkette der Lofoten. Die Imposanten Felseninseln wachsen direkt aus dem Meer. Auf der kurzweiligen Strecke nach Svolvaer mache ich alle paar Meter einen Fotohalt. Abends ziehen Wolken auf und es beginnt zu Regnen. In einem Rorbuer miete ich mich für einen Nacht ein. Ich geniesse die herrliche Abendstimmung.

Dienstag 28. Juli 09 Svolvaer

Wieder mal werde ich von der Sonne geweckt. Schon vor dem Frühstück mache ich eine erste Erkundungstour. Herrliches Wetter, die Sonne scheint von einem wolkenlosen Himmel. Zum Frühstück gibts Rauchlachs von den Lofoten. Da aber los zum Inselhüpfen. Die vielen Inseln der Lofoten sind alle durch Brücken und Tunnel miteinander verbunden. Ständig wechselt die Landschaft auf dem Weg nach A, dem Dorf mit dem kürzesten Namen der Welt. Und dann am A der Welt passierts, fast kein Bezin mehr. Aber in Reine bringe ich das ins Reine, denn hiel hats eine Tankstelle. So komme ich nicht nur zum Äussersten Ende der Lofoten, sondern auch wieder zurück. Heute habe ich erfahren, dass meine Telefongesellschaft pleite gegangen ist, mein Handy ist also tot. Nun bin ich nur noch per E-Mail erreichbar. In Svolvaer schreibe ich noch mein Tagebuch und fahre dann weiter Richtung Fähre. Schon bald ist's Freitag und ich muss Heim. Im Regen fahre ich noch ein Gutes Stück südwärts. Da in der Gegend von Bodo die Wolken aufreissen, beschliesse ich den Umweg zu machen und wie von Josef empfohlen die Saltstraumen anzuschauen. Hier fliesst das Meerwasser mit grosser Wucht mit Ebbe und Flut mal Landeinwärts, dann wieder hinaus. Gleich oberhalb stelle ich mein Zelt auf und sehen noch den Naturgewalten zu.

Mittwoch 29. Juli 2009 Bodo

Heute habe ich einen Regentag eingeplant. Die Sonne macht mir allerdings einen Strich durch die Rechnung. Schon bald vertreibt sie die letzten Wolken und einmal mehr erlebe ich einen wunderbaren Tag. Bei diesem Wetter nehme ich natürlich die längere Strecke dem Meer entlang unter die Räder. Die vielen Inseln vor der Küste schimmern im Sonnenlicht. Mit der Fähre überquere ich den Polarkreis und verlasse die Welt der Mitternachtssonne. Viele schöne Aussichten auf Meer, Inseln, Berge und Gletscher msachen die Fahrt zum Vergnügen. Bei Mo i Rama stosse ich wieder auf die E6 und fahre noch die weite Strecke bis Trondheim. Übrigens Nachmittags kommen die Wolken doch noch, aber bis 18 Uhr fällt kein Regen.

Donnerstag 30. Juli 09 Trondheim

Heute gehts weiter in Richtung Oslo. Natürlich kann ich es doch nicht lassen, den Umweg über Geiranger zu nehmen. Scheint am Morgen noch die Sonne, nehmen die Wolken doch bald Überhand. Auch hier sieht man wieder einmal, wie gebirgig Norwegen doch ist. Bei Trollstigen windet sich die Strasse im Zickzack den Berg hinauf. Bald geht's aber wieder in den nächsten Fjord hinab. In Linge nehme ich die letzte Fähre dieser Norwegenferien. An einem Bauernhof habe ich mich noch mit frischen Erdbeeren eingedeckt, die haben jetzt Saison. Noch ein letzter Pass und mich erwartet eine grossartige Sicht auf den Geiranger Fjord. Das ist zwar nicht der längste, aber bei weitem der bekannteste von Norwegens Fjorden. Auch Heute liegt ein grosses Kreuzfahrtschiff vor Anker. Leider beginnt und wieder der Nieselregen, aber ich geniesse die herrliche Landschaft trotzdem. Auf der Weiterfahrt nimmt der Regen immer mehr zu, aber trotzdem kann ich mein Zelt trocken aufstellen. Ca 50 km vor Gardermoen habe ich einen schönen Platz gefunden. Bald stelle ich aber fest, dass er mitten in der Anflugschneise liegt.

Freitag 31. Juli 09
Als morgens der Regen kurz nachlässt, kann ich mein Zelt zusammenpacken. Um 9:50 geht mein Flug nach Zürich. Eine kurze, aber wunderschöne Zeit durfte ich hier in Norwegen verbringen. Ich bin dankbar dafür, dass abgesehen von einem Kratzer am Auto, die ganze Reise unfallfrei verlaufen ist. Natürlich bin ich wieder mal im Norden anzutreffen.